Schweiz: Der digitale Filmriss droht
Verlust des analogen Filmerbes befürchtet
10. Juli 2019. – In einem längeren Beitrag für das digitale Magazin „Republik“ vom 29. April beklagt der Filmwissenschaftler Simon Spiegel, dass das Schweizer filmgeschichtliche Erbe derzeit kaum zugänglich sei. Reprisenkinos, Wissenschaftler, Kulturschaffende und Schulen seien „faktisch von über hundert Jahren Filmgeschichte abgeschnitten.“
Dem Verlust des analogen Films, der Kopierwerke und Vorführmöglichkeiten könne nur durch die Digitalisierung des Filmerbes begegnet werden. In der Schweiz stünden dieser Lösung aber erhebliche Schwierigkeiten entgegen, so dass eine groß angelegte Digitalisierungsoffensive „noch nicht einmal am Horizont“ aufscheine. „Der Grund ist eine typisch helvetische Mischung aus Föderalismus, Beamtendenken und der Angst vor großen Würfen. Niemand fühlt sich wirklich zuständig, und jenen, die zuständig sein könnten, mangelt es an der nötigen Fantasie.“
Spiegel diskutiert dann die Interessenlage der verschiedenen Akteure. „Auf Nachfrage hin heißt es zwar praktisch überall, dass man mit den übrigen Akteuren im Austausch stehe, eine echte Koordination fehlt jedoch. Es gibt kein Gremium, das den Überblick über die verschiedenen Digitalisierungsbemühungen hat, geschweige denn einen Masterplan, welche Bestände bis wann digital zugänglich gemacht werden sollen.“
Als Ausweg schlägt er vor, die Digitalisierung des Schweizer Filmerbes nicht über das Kulturbudget, sondern über einen Fonds für Infrastrukturprojekte zu finanzieren.
Der digitale Filmriss (Republik, 29.4.2019)
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